spätwinter
als ich noch ein kind war, das ist lange her, da war wenigen menschen, meist ärzten, das wort "digitus" bekannt, es bedeutet "finger". "heimat" war ein weiter verbreiteter begriff, damals, 20 jahre nach dem krieg, war es noch ein verdächtiges wort. nur der heimatfilm durfte ungestraft ins bewusstsein, wer "heimat" allerdings im wirtshaus verwendete, war schnell als gestriger angesehen, und ist es vielleicht auch gewesen, so wie es heute noch gestrige gibt, die ich ungern mit "ewig" erweitere, denn was kann schliesslich unser aller erlöserin, das ewige nichts, dafür?
dann brach das digitale zeitalter aus, ja, explosionsartig, mit kleinen, auch fehl-zündungen in den 70er und 80er jahren, so richtig mit big bang mitte der 90er, als das internet alles anders machte. seither verbringen wir viel zeit vor bildschirmen, die zuerst immer grösser wurden, dann wieder immer kleiner, bis sie in die hand und die hosentasche passten, nun wieder grösser werden, so dass man wieder eine kleidungsexterne aufbewahrung zum transport benötigt, weil ohne mobil geht gar nicht mehr.
starren seiten folgten dynamische inhalte, dann kam 2.0, also die zeit, seit der die benutzerinnen sich ihren inhalt selbst machen: chats, fotoalben, blogs. mancher blog ist mir dabei ein stück heimat geworden, was sich leicht sagt für einen auch irl (in real life)-heimatlosen, der die stadt seiner jugend vor mehr als der hälfte seiner bisherigen lebenszeit verlassen hat, und nun, wenn er die verlassene stadt hin und wieder besucht, kein gefühl als das der fremde dafür aufbringen kann. aber so wird es auch anderen gehen, glaube ich. die lesezeichen und favoriten in den internetbrowsern sprechen davon beredte sprache: wennimmer ich einem freund, einer freundin bei einem computerproblemchen helfe, erlaube ich mir eine kleine indiskretion und sehe im browser nach, welche seiten der oder diejenige häufig verwendet. in beinahe jedem verzeichnis findet sich ein blog oder ein chat. anscheinend mag man das. das kommunizieren, wenn man grad will, das antworten auf themen, die einen interessieren, das ignorieren solcher, die einen nicht interessieren.
ab und zu schliesst dann jemand seinen blog. das wird mit kleiner trauer und verlustgefühl des/der bloggerIn einhergehen, aber auch mit erleichterung, weil das eine verantwortung weniger ist, eine bürde der verantwortung, schliesslich braucht auch ein blog pflege, wie ein wohnzimmer, ein garten, eine toilette.
zurück bleiben aber auch die ehemaligen blog-leserInnen, solche, die sich auf einem blog mit kommentar-schreiben bemerkbar gemacht haben, und solche, die einfach nur mitgelesen haben, denen damit natürlich jede stimme fehlt. ihnen allen fehlt ein stück wiese dann, ein stück wald, ein stück beton, eine wäscheleine, auf der der wind ein liedchen pfeift, ein käfer auf einem grashalm, sonnenwärme auf dem rücken und schneidender winterglitzer im gesicht, der geruch von sommerregen in der stadt.
die finger wollen die tastatur bedienen, aber da ist nichts mehr, wo sie hinsteuern/hinschreiben können.
"zurück bleiben"
eine schöne wortkombination.
schade nur, dass man das bei den wiener lienen nicht mehr zu hören bekommt.
Da gibt es nur noch "achtsam". Was wurde aus dem guten altem "Vorsicht" ??
Ich... nun ja..
Wird Zeit, doch wieder Ohrenstöpsel in der Ubahn zu tragen.
Auch ganz lieblich: "Wir haben unser Ziel erreicht." so? Haben wir das? also ich muß dann immer noch umsteigen...
das .bitte. ist auch auf der strecke geblieben. und die sagen echt "wir haben unser ziel erreicht" ??!
Ich bemühe mich ja meistens nicht hinzuhören, aber mir ist so, als würden die das am Reumannplatz sagen. Und dann auch noch "Auf Wiedersehen" - wobei, das geht wohl in Ordnung. Wir sind ja höflich : )
Allerdings ist das auch die einzigen Endstation, die ich derzeit mit der Ubahn erreich und nicht immer hör ich die Ansagen - ich werd mal die nächsten Tage besser aufpassen.
Letztens hat sich eine darüber alteriert, wie grottig das Englisch wär. (Also nicht, daß sie es besser ausgesprochen hätte, aber war doch lustig zu hören, daß auch andere Leute (noch) keine Fans der neuen Ansagen sind.)
bedingungsloser fan der neuen ansagestimme in den wiener öffentlichen verkehrsbetrieben. alleine schon das stimmlich aufsteigende "umsteigen zu" bringt mich beinahe um den verstand, so lustvoll auffordernd ist es gespochen. manches ist nicht optimal formuliert. statt "bitte steigen sie nicht mehr ein" wird, das wird jeder psychologe bestätigen, nicht den gewünschten effekt haben. sagte die wunderbare frauenstimme hingegen "nicht mehr einsteigen bitte", stünde dem ganzen eine starke negation voran, der die ohnehin undisziplinierten horden vielleicht besser in schach halten würde. aber raum für verbesserungen muss es immer geben.
nebenbei ist jede stimme, selbst die lautstarke krächzende stimme meiner nachbarin, die mich in den sommermonaten auf der terrasse manchmal mehr als nervt, der vorzuziehen, die bisher im misanthropischen tonfall eines frustrierten b-beamten, der es auf der karriereleiter einfach nciht geschafft hat, durch seine umsteigeinformationsansagen, die vom digitalen tonband abgespielt wurden wie eine aufzählung der todesfälle der letzten nacht, massgeblich mitverantwortlich war für 50% der selbstmorde in dieser stadt. und dabei handelt es sich um eine konservative schätzung.
bin ich geneigt zu sagen"ja,klar gefällt dem herrn enzoo die damenstimme besser". ich wiederum vermisse , fast möchte ich sagen wehmütig, bei der station landstrasse das
herr-liche "tscheinsch du siddi eabortdraein"
ist das nicht. ich höre durchaus gerne gute männerstimmen. zum beispiel wenn ich auf der tretmühle im fitness-center die sünden des wochenendes und die verkrustung der herzkranz- und gehirngefässe bekämpfe, lausche ich immer hörbüchern, damit die zeit erstens abgesehen vom positiven körperlichen effekt nicht ganz so sinnlos und zweitens schneller vergeht. da mag ich es gern wenn mir der gert heidenreich ins ohr brummt, oder der peter simonischek, oder der ignaz kirchner, um nur drei zu nennen. da ist es mir, glaube ich, ohne darüber nachgedacht zu haben, vielleicht sogar lieber, ein mann liest mir vor.
von dem stinkstiefel, der bis vor kurzem die ubahn-ansagen in wien gemacht hat, würde ich nicht mal gern einen lotto-gewinn verkündet bekommen. von der "umsteigen zu"-frau hingegen lass ich mir mit wonne sogar sowas wie die richtige vorgehensweise bei der entfernung eines hühnerauges vorlesen.
so ist das nämlich. :-)
Mir ist das primär egal, ob Dame oder Herr* vom Band (zumal, woher die Aussage mit der Selbstmordrate?) - aber mir gefällt nicht diese Verdeutschung. Mit Verlaub: in den Wiener Öffis will ich Österreichisch hören.
Und wenn die schon groß ankündigen "es wird entrümpelt" und dann geschieht das an manch falschen Stellen und an anderen gar mit mehr gemüllt als notwenidig, nun denn... hoffe ich doch sehr auf baldige Nachbesserungen.
*Ich fand es schon sehr nett zur LohnerESSSSSS-Bahnan- und Durchsagen in der Ubahn einen Mann zu hören.
Allerdings lassen wir uns ja auch von einem Mann bis fast in die Wand navigieren ; )
sprichst mir aus der seele und solange noch der schnee draussen schmilzt, ist die lage hoffnungslos aber nicht ernst.
bmwfahrer - 1
(Noch immer der Beste)
foolspeed and no fear
der bwm far r dee win tar ray fan drough f had is fool speed dee beaste gershwin dee kay t.
das die wor heid ouder woulen se mid mir strei ten?
also irgendwie..klingt das nach so einem gewissen... herrn. ist das absicht?
diesen stroh rum nach zuspraychen - cayman MIR kneecht in den thin!
solche geschichten zum thema "stimme in der ubahn"
mind the gap