mit Essen spielt man nicht
Liebe Oma,
ich habe noch deine Stimme im Ohr, wie du immerwieder mahnend sagtest "mitm essen spielt man nicht!" und dabei böse schautest und im gleichen Atemzug auch noch mit vorwurfsvollen Blick "iss auf! in Afrika verhungern die Kinder!" dazusagtest. was hast du mir für schlechtes Gewissen damit eingeimpft! es wirkt bis heute.
und trotzdem. heute möchte ich spielen, der enzoo ist schuld, wegen seines bunten Fotos vom Essen hat mir so ein schönes Foto mit buntem Essen gezeigt, da kam ich auf die Idee, mal mit diesem wunderschön grünen Kernöl zu malen. es ist eh nur ein Versuch Oma, vielleicht wirds eh nix, aber ich muß einfach ausprobieren ob das geht und wie das aussieht. du verzeihst!

PS:
als Nachwort möchte ich noch eine Einleitung des Briefes an meine Oma nachschießen..die Mittagszeit begann für gewöhnlich mit der neugierghungrigen Frage eines ihrer Untertanen Enkelkinder "was gibts denn heute zu Essen?". Sie: "Wos Guats!" und damit war das Thema für sie erledigt, weiteres Nachfragen konnte man sich sparen. Besser man verließ sich auf seine Augen und Nase um die Neugierde zu befriedigen. Sollte man erkennen lassen, daß einem das, was man sah und roch nicht zusagte, kam noch ein "gessen wird wos am Tisch kommt!" basta!

PPS:
und warum ich ausgerechnet jetzt an meine Oma denke? vielleicht. weil sie morgen Geburtstag hätte. sagte mir eben meine Mutter nachdem ich sie frug, wo sie denn mit den Blumen hingehe. ich hatte das vergessen. seit Jahren. und das ist unverzeihlich.



14.10.2010 heute, aus gegebenem Anlass:

(kurkuma,oliven-und kernöl,roterübensaft.handgesch.papier)






(olivenöl mit kurkuma)


(roterübe)




sid am 12.Okt 10  |  Permalink
Erzählen Sie dannwann Ihrer Oma, Sie hätten sich beim Essen angekleckert und nur die Flecker zu was Sinnvollem vermalert ; )

seemuse am 13.Okt 10  |  Permalink
guter Tipp
denn - so ganz unter uns - ich hab da noch einige Experimente vor....aber *pscht*..is noch geheim..nix weitersagen! (-;

enzoo am 13.Okt 10  |  Permalink
ich hab
mal ein bild mit kaffee grundiert. das roch gut und machte einen warmen grundton.

und ich bin gespannt auf deine kernölbilder! *g*

seemuse am 13.Okt 10  |  Permalink
work in progress
es macht wohl auch einen unterschied aus auf welchem Papier ich arbeite. (die größe wird immer gleich sein, nämlich 10x15cm. und ja, enzoo, es riecht herrlich(: und Kaffee werde ich auch testen, danke für die anregung!)
das bild von gestern ist auf handgeschöpften papier(110g) es ist weich und faserig und das öl hat sich übernacht ins papier gesaugt. und die ränder der bäume sind heute nicht mehr so klar wie gestern:


heute machte ich noch einen versuch auf glattem, harten zeichenkarton:

smashingcrow am 13.Okt 10  |  Permalink
*
ich.mag.dich ... (.

bmwfahrer1 am 13.Okt 10  |  Permalink
Es geht mich ja nix an, aber
ich würde diese Experimente dann mal einen ganzen Tag der Sonne ausliefern, so richtig ausführlich das UV-Licht dran arbeiten lassen, um zu sehen, ob die ganze Sache lichtecht ist, oder gar am Ende des Tages alles vergilbt braun aussieht.
Die Idee finde ich gut! Nur tun Sie bitte eines nicht: mit Blut malen. Erstens wird es so scheusslich braun und zweitens stinkt es. Andererseits, sollten Sie einen Blaublüter kennen, dann bitten Sie ihm um das adelige Zeugs aus seinen Venen und malen Sie mir bitte ein hübsches blau-weisses BMW Logo!
Danke!
Ergebenst und mit fool speed!
BMW Fahrer 1

seemuse am 14.Okt 10  |  Permalink
blut
wenn Blut trocknet, stinkt es nicht mehr oder? grundsätzlich wäre die Idee gut, wenns die nicht schon einer gehabt hätte und damit reich&berühmt geworden wäre. blöd. das.

ich schenke Ihnen einen blauen edding und ein weißes Blatt, HerrBMW(:

enzoo am 14.Okt 10  |  Permalink
selten
habe ich mich so überwältigend überwältigt zu hause gefühlt wie in der nitsch-retrospektive vor einigen jahren in der sammlung essl:

http://666kb.com/i/bni82vpou19f5bmni.jpg

seemuse am 14.Okt 10  |  Permalink
wieso?
arbeitest du leicht in der Schlachthausgasse?

enzoo am 14.Okt 10  |  Permalink
negativ.
und nein,ich bin auch kein massenmörder!

jean stubenzweig am 14.Okt 10  |  Permalink
Nebenbei:
Ich halte den Nitsch nach wie vor für einen großartigen Künstler, zudem für einen mit einem außerordentlich weiten Wissenshorizont, der mir einiges aufgehellt hat mit seinen Finstereien. Da kamen auch Mörder darin vor. Allerdings wurde ich vermutlich nur erhellt, weil ich nie einer seiner Pilger war.

enzoo am 15.Okt 10  |  Permalink
interessanter aspekt.
sie meinen also, erhellung gibts nur für die aussenstehenden? sobald man involviert ist, umgibt einen die finsternis der befangenheit? düsteres dazugehören? ist das nitsch-gemeinde-spezifisch gemeint oder vertreten sie das als allgemeines prinzip?

seemuse am 15.Okt 10  |  Permalink
pilger
wahrscheinlich ist man als pilger verklärt befangen; im blut rausch sozusagen und deshalb nichtmehr unbefangen?

jean stubenzweig am 15.Okt 10  |  Permalink
So ist es.
Man betet nach, was einem gar nicht oder häufig durch Sekundärexperten vorgebetet wurde. Gerade im Zug dieser Kritik ist so mancher willentliche katholische oder gar reformatorische Glaubensabweichler in ein sektiererisches Fahrwasser geraten und dümpelt nun ohne den ursprünglich beabsichtigten Tiefgang in einem fremdartigen Bodden. Und das inmitten von sanftem Berg und Tal. Ja ja, der Wein ist gut. Der Mensch als ewig Suchender, letztendlich dann doch nach quasireligiöser Erfüllung, und sei es in Orgien und Mysterien. Da bleibt ihm gerne der Geist im Modder stecken.

Ich habe Nitsch außerhalb von Prinzendorf als einen wachen, anregenden und durchaus aufgeklärten Kopf kennengelernt und sehe ihn in erster Linie als Maler, als einen des Action oder auch Drip Painting. Und als (anti-)modernen Wiener der sechziger und siebziger Jahre eben. Nun gut, daß ihm mittlerweile allüberall gehuldigt wird, dazu hat er durchaus seinen Teil beigetragen, wenn ursprünglich auch anders ausgerichtet, als die Kulturfunktionäre das heutzutage rezipieren und manifestieren.

seemuse am 15.Okt 10  |  Permalink
mir fällt meine oma wieder ein:
jedesmal wenn ich etwas übertrieben habe, meinte sie "jetzt moch net so a theater!"
und nitsch machte sein "orgienundmysterienthater"....hmmm...ich kann mir vorstellen, der sass am abend in seinem kämmerlein (damals hatte er ja noch kein schloss) und lachte sich ins fäustchen..mir ist der mensch und künstler nitsch sehr symphatisch.

jean stubenzweig am 15.Okt 10  |  Permalink
Ans Fäustchenlachen
denke ich bei ihm eher weniger. Er ist mir eher als ein recht ernsthafter Mensch geläufig, nicht so durchgedreht wie seinerzeit die wilden Streiter der sogenannten* Wiener Gruppe in ihrem Aktionismus (den ich allerdings sehr genossen habe). Wobei die ohnehin anders tendierte (aber ist Wien ohne melancholisch-durcheinandriges Kunst-Chaos überhaupt denkbar?). — Was nicht heißen soll, daß Sie mit Ihrer Vermutung nicht doch recht haben könnten. Ich war nie in seinem Kämmerlein. Aber ein Schälklein in seinen Äuglein meine ich durchaus habe aufblitzen sehen.

* Sogenannt, weil die erst später und von anderen so benamst wurde.

enzoo am 15.Okt 10  |  Permalink
religiöse erfüllung
wär ja ungefähr das letzte was mir zu nitsch einfiele. aber interessant, wie andere denken - und bedenkenswert - nicht im sinne von bedenken haben - sondern wert, darüber nachzudenken.

mich persönlich führt nitsch (ohne mich irgend näher mit seinem theoretischen unterbau, so er existiert, was ich stark vermute, beschäftigt zu haben) zu den grundlagen meiner existenz, zu dem was ich bin, ein haufen fleisch voll blut und kot, in die welt gestossen, umgeben von menschen, die mir fremd sind, in aller fremdheit aber leidensgenossen, und damit wieder sehr nahe. das ist sein persönlicher verdienst mir gegenüber - aber mit religion hat das nichts zu tun, es sei denn, das ist eine religion.

jean stubenzweig am 16.Okt 10  |  Permalink
Religion, Glauben, Riten
waren (sind?) An- und Auftriebe seiner Arbeit. Nein, (eine eigene) Religion ist es nicht. Es ist immer auch Kritik an ihr oder den oktroyierten Bekenntnissen gewesen. Ich gehe davon aus, daß er vor allem unter einer dieser Aufgezwungenheiten seiner Kindheit gelitten hat. Aber das erwähne ich jetzt sehr vorsichtig, da unsere Gespräche keinerlei Persönliches zum Inhalt hatten, sondern grundsätzliche Zusammenhänge in Erwägung zogen. Und die sind meines Erachtens der Kunst immanent.

enzoo am 17.Okt 10  |  Permalink
unter
den aufgezwungenheiten der kindheit ( =(religöse) erziehung) leiden wir doch alle unser leben lang: wer kann nicht von irgendwas erzählen, was er/sie nur mit einem unbestimmten gefühl des schlechten gewissens heute macht (zb ein stück brot wegwerfen). erst wenn man darüber nachdenkt, woher dieses kommt, erkennt man vielleicht die wurzeln dieses schlechten gewissens. ein einfacher schluss: wenn das alle haben, kann es nicht die ursache für einzelne besondere leistungen sein!

jean stubenzweig am 17.Okt 10  |  Permalink
Ich habe nie gelitten,
jedenfalls nicht durch persönliche Erfahrungen, allenfalls an denen, die man andere machen lassen wollte und will. Mir wurde die Güte zuteil, die ich jedem anderen gönne: völlig ohne Religion aufgewachsen zu sein. Das habe ich allerdings der Tatsache zu verdanken, daß mein Vater einer (nicht-christlichen) Orthodoxie entflohen ist, mit der man ihn allzulange traktiert und derentwegen er sich meinetwegen auch meiner Mutter gegenüber durchgesetzt hatte. Das Leid nahm also einer vor mir auf sich. Und das kann schlimm sein. Das weiß ich nicht nur von meinem Vater. Ich habe einige Menschen kennengelernt, die darunter mehr gelitten haben als andere. Es gibt also durchaus Besonderheiten oder auch Unterschiede.

Da ich mich — durchaus in meines Vaters Sinn — später intensiv mit der Thematik beschäftigt habe, weiß ich, daß es Nächstenliebe et cetera auch ohne Religion, Glauben, Riten gibt.

enzoo am 18.Okt 10  |  Permalink
waren sie
denn wie kaspar hauser in einen stall weggesperrt? selbst mit einem restlos riten- und religionsfreien elternhaus kann man nicht völlig unbeeinflusst vom glaubenswahn aufwachsen: alleine die marktmobilmachung vor ostern, nikolaus und insbesondere weihnachten kann doch nicht ohne jede fragestellung von seiten eines heranwachsenden aufgenommen werden?! und selbst nach substraktion der kaufwut bleibt da ja ein ideologischer, religiöser unterbau (wenn auch nur in homöopathischen konzentrationen, gemessen am gesamtaufwand) übrig - wie bewerteten sie diesen in ihrer kindheit/jugend? kann irgendein kind in unseren breiten, gleich mit oder ohne welche religion es aufwächst, zb weihnachten völlig unbeeinflusst ignorieren?

dass es nächstenliebe ohne religion gibt, darüber müssen wir selbstverständlich nicht diskutieren!

jean stubenzweig am 18.Okt 10  |  Permalink
Nun
wird's persönlich. Aber sei's drum, schließlich ist das bei mir im wesentlichen alles nachzulesen, wenn auch verteilt über viele Texte. So fasse ich zusammen, zumal Ihre Frage anders auch kaum zu beantworten wäre; aber ich habe es bei mir eingestellt.

Da ich nicht missioniere, will ich auch nicht antimissionieren.

seemuse am 18.Okt 10  |  Permalink
eine
religiös geprägte erziehung nimmt einer kindheit die unbeschwertheit. und gibt ihr statt dessen angst.

jean stubenzweig am 14.Okt 10  |  Permalink
Mir gefallen
diese scheinbar blutarmen Ölbäume außerordentlich gut; zumindest in dem ersichtlichen Format. Für geraume Zeit würde ich sie mir gerne an die Wand hängen.

seemuse am 14.Okt 10  |  Permalink
lichtecht
wenn Sie möchten, können Sie gerne die Lichtechtheit der Bilder prüfen! bei mir lägen sie sowieso nur irgendwo herum.
wenn Sie also ein kleines Briefchen im Postkasten haben möchten, warten Sie noch ein Weilchen ab, denn da kommt noch mehr, dann suchen Sie sich ein paar aus und sagen Sie es mir!

jean stubenzweig am 14.Okt 10  |  Permalink
Kurkumaolive ist reizvoll.
Ich könnte mir das Bild sehr gut als Chapeau über meinem Opincar-Text vorstellen; es würde ihn sicherlich nicht nur zieren, sondern ihm eine eigene Sprache hinzufügen. Ob ich das darf? Ein entsprechender Hinweis auf die Autorin wäre selbstverständlich.

Ja, diese Arbeiten würde ich mir durchaus gerne länger anschauen. Tatsächlich verbinde ich sie schmunzelnd sinnierend mit dem Hühnerbräter. Auch wenn ich mir kein Ei darauf backen würde. Unser Jüngster ißt übrigens seine Brateier (so unpoetisch werden die Spiegeleier kurz vor der beinharten Ostsehküste genannt) seit diesem Wissen poesiegetränkt mit Öl und Kurkuma. Vielleicht würden ihn die Zeichnungen dazu anregen, wieder zum (seit längerem weggelegten) Stift zu greifen.

Ich habe mir Kurkumaolive etwas vergrößert angeschaut und sehe die etwa mittig verlaufende horizontale leichte Struktur deutlicher. Haben Sie die gewischt, oder ist sie ebenfalls gezeichnet entstanden? Andererseits wäre sie als Wischung wieder zu präzise ...

seemuse am 14.Okt 10  |  Permalink
jo sicha
nur zu Herr Stubenzweig. Sie dürfen. und mich freut´s.

ich finde es auch interessant, zu sehen, welche Lebenszeit das Öl auf Papier hat(haben wird), wenns an der Wand hängt. wenn Sie daran auch noch Freude haben UND es Ihren Jüngsten zum wieder zeichnen anregt, umso lieber!
( kontaktieren Sie mich: grande_dame(klammeraffe)live.de )

zur Technik: die horizontalen Linien, die Ihnen aufgefallen sind, mache ich mit dem Radiergummi. ich zeichne mit ihm. das gibt interessante Effekte(ui ui ui! Effekthascherei;-), denn wenn ich den Graphitstift nur leicht auftrage, radiert es ihn weg und wenn ich eine dicke Schicht kritzel, dann verwischt der Radiergummi und es gibt neue Linien.
ich zeig mal eine Zeichnung, wo das recht gut zu erkennen ist:

jean stubenzweig am 14.Okt 10  |  Permalink
Was dem einen
der alles verhüllende Kardinalsmantel, ist mir und soll Abe Opincar sein ein sehr schöner, alles noch deutlicher machender chapeau de cardinal. Danke. Ich sende Ihnen demnächst eine Postanschrift.

Fragen ist hin und wieder sinnvoll – auf Radiergummi wäre ich nicht gekommen. Effekt ja, aber als Negativstift (?) eingesetzt durchdachter Bestandteil der Zeichnung, also keine Hascherei. Na gut, Witzchen ...

seemuse am 14.Okt 10  |  Permalink
olivenölbäume mit kurkuma

bmwfahrer1 am 15.Okt 10  |  Permalink
Schön! Sie machen wieder Kunst!
Kleine Anregung: Paprikapulver mit Eiklar vermengt.

Machen Sie einen Germstriezel, da bleibt ihnen das Eiklar über fürs Experiment und den Striezel schicken Sie mir!

seemuse am 15.Okt 10  |  Permalink
mach ich!
danke für die anregung. warum so zahm heute herrBMW? ich hätte wenigstens chilipulver von Ihnen erwartet ;p

bmwfahrer1 am 15.Okt 10  |  Permalink
Ah ja ... Chillipulver?!
Und dann machen Sie wochenlange wieder keine Kunst, weil es Sie in den Augen brennt.
Ich bevorzuge eher Pfeffer. Und wie der kluge Koch weiss, Peffer und Chilli vermengt man nicht. Und wissen Sie was so wirklich das Schärfste für mich wäre? Ich sage es Ihnen. Amy Weinhaus in einen 7-er BMW pilotierend, bei einer Ampel in der ersten Sartreihe anzutreffen, und ihr die Vorfahrt zu lassen. Das wäre megascharf. Amy Weinhaus I love you my nice deer. Greatings from your fool speed driver! Send me your telefonnumber, if you read this.

bmwfahrer1 am 15.Okt 10  |  Permalink
Amy Weinhaus I love you! I am your Bavarian Knight!

bmwfahrer1 am 15.Okt 10  |  Permalink
Noch eine musikalische Farbnuance ...

seemuse am 15.Okt 10  |  Permalink
werter herrBMW
d a s i s t w u n d e r s c h ö n ! ! !

bmwfahrer1 am 15.Okt 10  |  Permalink
Irgendwie fühlt es sich verwandt mit dem an, nur dass ein paar Jahrhunderte dazwischen liegen ...

seemuse am 15.Okt 10  |  Permalink
rufzeichen
was wollen Sie trinken? (;

enzoo am 15.Okt 10  |  Permalink
ja.
(ad rote rübe)